Wettbewerb "Neustädter Kirchplatz"

Im Rahmen des Förderprogrammes „Städtebaulicher Denkmalschutz“ beabsichtigt die Stadt Einbeck, den Neustädter Kirchplatz neu zu gestalten. Um geeignete Lösungsvorschläge für diesen zentralen und städtebaulich bedeutsamen Platz zu finden, wurdeein freiraumplanerischer Architektenwettbewerb für den Neustädter Kirchplatz durchgeführt. Der Siegerentwurf stammt von Planorama (Berlin). Das Projekt ist vom Fachausschuss einstweilen verschoben worden.

Bürgerbeteiligung
Vor dem Entwurf wurde eine umfangreiche Bürgerbeteiligung durchgeführt. So konnten in einem konstruktiven Dialog die Bürger/-innen Einbecks aktiv ihre Vorstellungen für die zukünftige Gestaltung und Nutzung des Platzes einbringen.

Preisgerichtsentscheidung
Das Preisgericht hat am 10.03.2016 getagt und aus den eingereichten 14 Beiträgen einen ersten und zwei dritte Preisträger, sowie eine Anerkennung prämiert.
Erster Preis: PLANORAMA (Berlin)


Auszug aus dem Juryprotokoll: Das Konzept überzeugt durch eine straffe Klarheit in der Neuordnung der Platzbereiche. Der Bereich vor dem Amtsgericht ist vom MIV ungestört und dadurch inszeniert. Der ruhende Verkehr ist klar gegliedert und auf die Platzränder beschränkt. Eine Wendemöglichkeit im Zufahrtsbereich der Brauerei für den Parksuchverkehr begünstigt die Zuführung zum Park-haus „Altstadt“. Der Pavillon mit dem Rad Point ist für den Empfang und als Entree besonders günstig angeordnet. Das ausgewogene Verhältnis von Platzfläche und Stadtgrün, das den Platz gut dimensioniert und fasst, überzeugt. Die westliche Platzseite mit Gericht und Lateinschule gewinnt an Funktionalität für Veranstaltungen, wertet die Bezüge zur historischen Bebauung auf und gibt dem Neustädter Kirchplatz eine prägnante Gestalt.
Die Gastronomie auf dem Platz ist auf der Südseite des Pavillons richtig angeordnet. Die Erinnerung an den ehemaligen Kirchengrundriss überzeugt nicht, auch weil der Chor verkürzt abgebildet ist. Der Standort des Brunnens wird – im Hinblick auf die Multifunktionalität der Platzfläche – kritisch bewertet. Die Elemente Brunnen und Bänke bilden eine gestalterisch gelungene Einheit. Für die prägnante doppelte Baumreihe im klassischen Kastenformschnitt ist eine geeignete Baumart zu wählen.
Insgesamt überzeugt der besonders konsequent strukturierte Neustädter Kirchplatz sowohl funktional wie auch in der Dimensionierung, Proportion und Materialverwendung.
Dritter Preis: Franz Reschke Landschaftsarchitekten und Freie Planungsgruppe (Berlin)


Auszug aus dem Juryprotokoll: Der Entwurf bildet eine zusammenhängende Platzfläche aus, die von der Hullerser Str. bzw. Benser Straße bis an die Fassaden der Papenstraße reicht. In das Zentrum dieser homogen gepflasterten Fläche wird, wie eine Intarsie, eine Rasenfläche eingelegt, die im Norden und Süden von Alleen gerahmt ist. Zusätzlich lockern einzeln stehende Bäume das Platzbild auf. Dabei werden Bestandsbäume in das Pflanzkonzept integriert. An der östlichen Platzseite ist ein Pavillon mit Café und öffentlichen Toiletten vorgesehen. So wird ein gut ablesbarer Raum geschaffen, der als Entree in die Innenstadt fungieren kann. Die Marktstraße wird funktional und optisch an den Platz angebunden.
Der Entwurf bildet einen grünen Platz im Platz aus, der konsequent von Alleen bzw. dem Pavillon gerahmt wird. Die Seite zum Amtsgericht bleibt offen, so wird das Gebäude optisch in das Platzensemble eingebunden. Die Verfasser versuchen auf abstrakte Art und Weise mit der Geschichte des Ortes umzugehen. Dazu wird in der erhöhten Rasenfläche ein innerer Bereich abgesenkt, was die Lage der ehemaligen Kirchenschiffe andeuten soll. Der Bezug zur Geschichte wird so auf unkonventionelle Art und Weise hergestellt, ist aber schwer lesbar.
Die Verfasser bilden in der Platzmitte eine Art Pocket Park, der zwar ein attraktives optisches Bild herstellt, aber für Veranstaltungen nur eingeschränkt nutzbar ist. Die Platzfläche vor dem Amtsgericht bietet sich dagegen für eine temporäre Bespieglung im kleinen Maßstab an. Hervorzuheben ist, dass ein neuer Spielplatz am Platzrand geschaffen wird. Die Verfasser entwickeln ein optisch ansprechendes Möbelsystem für den Platz. Der Pavillon, der zurück-haltend gestaltet ist, soll weitere Nutzungen (Café, WC, Laden) aufnehmen. Allerdings kann die Positionierung der Außengastronomie im Norden des Gebäudes nicht überzeugen.
Dritter Preis: Kilian Frenz Landschaftsarchitekten (Bremen)


Auszug aus dem Juryprotokoll: Die Entwurfsverfasser schlagen einen Quartiersplatz als Ankommensort vor und nehmen den Bezug zu einer vielbesuchten Wallfahrtsstätte auf. Die Bezugnahme zum historischen Kirch-engrundriss erscheint allerdings willkürlich und ist in der Arbeit nicht (eindeutig) ablesbar.
Der gut durchdetaillierte Beitrag besticht durch seine ausdifferenzierte Raumbildung im mittleren Platzbereich und wirkt introvertiert. Es wird ein ruhiger, sehr durchgrünter Rückzugsort geschaffen, der aber eine ins Kalkül gezogene Multifunktionalität nur eingeschränkt erfüllt. Die visuelle Abschirmung zu den belebten Straßen wird funktionieren, nicht aber die akustische. Die fußläufige Anbindung an die Innenstadt wird durch den Löwenbrunnen als Willkommensgruß und das pavillonartiges Gebäude unterstützt. Das Info Café erscheint etwas zu klein, ist aber gut proportioniert, an der richtigen Stelle positioniert und unterstützt die Laufrichtung zur Innenstadt / Marktstraße. Der hopfenberankte Pavillon stellt einen angemessenen Bezug zur Traditionsbrauerei her. Die Historische Ringerschließung um den Platz wird beibehalten, mag verkehrstechnisch auch funktionieren, wird dem stadtgestalterischen Anspruch aber nicht gerecht, da die Platzfläche von den Gebäuden abgeschnitten wird. Der von den Verfassern genannte historische Bezug des Blauglockenbaumes zum Glockengeläut erscheint willkürlich, die Wahl des Baumes ist jedoch interessant.
Die Aufhellung der historischen Fassaden durch das Lichtkonzept wird begrüßt. Die Ausstattung ist gestalterisch zurückhaltend, das vorgeschlagene rotgraue Kleinsteinpflaster wirkt angemessen und wohltuend.
Anerkennung: Wette + Küneke (Göttingen)


Auszug aus dem Juryprotokoll: Die Arbeit besticht durch die Etablierung einer dreidimensionalen baulichen Platzmitte. Die prägnanten Stützen bilden das Kirchenschiff nach und erscheinen wie eine überdimensionier-te Pergola im Stadtraum. Die Höhe von fast 3 Vollgeschossen ist übertrieben, Dach und Seitenwände als Segel sind problematisch. Der zweigeschossige Pavillon mit Ausblick auf den Platz wird leider durch die Pergola teilweise wieder verbaut. Die Berankung mit Hopfen ist in Einbeck nachvollziehbar. Neben der „kathedralen“ Pergola werden weitere Elemente zeitgenössischer Landschaftsarchitektur zitiert: Rasenbänder, Wasserspiegel und Lichteffekte. Leider wurde es versäumt, typische Elemente der Einbecker Freiräume aufzunehmen oder die Besonderheiten des Platzes in Szene zu setzen.
Die Arbeit konzentriert sich im Wesentlichen auf das Zentrum des Neustädter Kirchplatzes, die Ränder vor dem Amtsgericht und der Lateinschule verbleiben unbearbeitet als Parkplatz. Das Material ist für den Platz richtig gewählt, in seiner Durchführung für die Verkehrsflächen problematisch. Da gestalterische Elemente in den Randbereichen fehlen, ist dem wilden Parken Tür und Tor geöffnet. Für die Aufenthaltsqualität fehlen auf dem Platz an den entscheidenden Bereichen Bänke und Verweilzonen. Die Anbindung an die Marktstraße erhält keine wesentliche Verbesserung.
Die Nutzungsvorschläge sind praktikabel und werden begrüßt. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis der baulichen Konstruktion wird kritisch beurteilt. Insgesamt stellt der Entwurfsansatz eine wertvolle, progressive Lösung der Wettbewerbsaufgabe dar. Letztendlich wird die Arbeit jedoch in der konkreten Ausarbeitung ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht.
Zusammenschau aller eingereichten Arbeiten
Alle 14 eingereichten Arbeiten können Sie sich im pdf anschauen.

Zeitplan / weiteres Vorgehen
Das Projekt ist einstweilen auf Empfehlung des Fachaussschusses verschoben worden.
Ansprechpartner
Peter Sobeck (III.1 Stadtentwicklung und Stadtentwicklung) psobeck@einbeck.de Tel. 05561 916-214