Iber
Portrait
Das Dorf Iber liegt am Hang des Iberges, eines Teiles der Grubenhagener Berge, die heute den Namen Ahlsburg führen. Durch seine Lage wird Iber von den kalten, das tiefere Leinetal durchfließenden Luftströmungen nicht unmittelbar getroffen. Im Osten schiebt sich nämlich eine höher gelegene Waldzunge vor, und gegen den Nordwind schützt eine Bodenerhebung.
In der Deutung des Ortsnamens Iber stehen wir keineswegs auf sicherem Boden, weil Zwischenstufenbelege für das Wort Iber fehlen. Wohl steht fest, dass die Siedlung eine frühere Rodung gewesen ist und der Ort unmittelbar am Walde liegt. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass in dem Worte Iber der Begriff "Wald" vorliegt, wie wir ihn auch im "Bier"-Berg bei Dassel, der noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bewaldet war, finden.
Die Wirren und Begebenheiten des 15. und 16. Jahrhunderts finden ihren Niederschlag auch in den Aufzeichnungen von Letzner. "Anno Christi 1451 wird Herzog Wilhelm der Jüngere am Pielshagen von einem Grafen von Wunstorf gefangen / und auf die Winzenburg geführt / und zu diesem Anschlag sollen etliche Einwohner zu Iber geholfen haben. Anno 1453 sind auf der Iberhöhe 3 Kramer / so von Hildesheim gen Frankfurt reisen wollten ermordet / und zu Iber auf dem Kirchhof begraben. Über diesen Mord sind etliche Leut ausgetreten und nicht wieder dahinkommen."
Die Reformation fand in Iber am 1. Advent des Jahres 1539 Eingang, denn an diesem Sonntag wurde die erste lutherische Predigt in Iber gehalten, und zwar von dem Einbecker Augustinermönch Nikolaus Mey, einem Bruder des Priors des Augustinerklosters zu Einbeck. Nikolaus Mey blieb in Iber, verheiratete sich, setzte Pfarre und Kirche in den Stand, starb aber schon 1546 und wurde in der Kirche des Dorfes begraben.
Über die Anfänge des Schulwesens von Iber ist nichts bekannt, doch wird die Schule wie anderen Ortes in unserer Heimat erst nach der Reformation eingerichtet worden sein. Die Schule war früher auch in Iber - historisch gesehen - eine kirchliche Einrichtung. 1921 erfolgte auch hier die Trennung der Schule von der geistlichen Schulaufsicht.
Die neue Zeit brachte in Iber manche wirtschaftliche Veränderung. Um 1825 wurde die an der Bölle im Kohlholz belegene Schleifmühle stillgelegt, und 1833 bat die Besitzerin, die in Iber ansässig war, um die Niederschlagung der Rekognition der Schleifmühle. Sie ihrerseits wollten alle Ansprüche auf das Gebiet, das herrschaftlicher Forstgrund war, aufgeben. Ihrer Bitte wurde entsprochen und der Mühlenplatz wieder der Forst beigegeben.
Iber war seit alten Zeiten auch an dem Forst des Amtes Grubenhagen beteiligt, nämlich dem sogenannten Interessentenforst. Wie der Forstbereitungsbericht über die Zustände im Amte Rotenkirchen von 1749 meldet, standen im Interessentenforst der Herrschaft der Eichbaum und der Mast, den Interessenten aber die Buchen und das Unterholz nebst der Weide zu. Das Ibersche Holz, worin die Dorfschaft mit dem Unterholz und der Hude sowie weideberechtigt ist, fängt vor dem Klagesberge an einer Grund an und geht am Felde linker Hand und an der Sudlied und Moringischen Grenze rechter Hand weiter bis vor das Stöckheimer Holz. Das Revier diesseits der Trift, die von Iber heraufkommt, heißt die Scheunenstätte und das Revier jenseits der Trift bis an das Stöckheimer Holz der Iberg.
Eine reine Viehwirtschaft gibt es in Iber nicht, nur Ackerwirtschaft, die sich auf der Güte des Bodens aufbaut. Vieh wird nur entsprechend der Größe des Betriebes gehalten. Der Absatz der landwirtschaftlichen Produkte wird durch die Vermittlung der Spar- und Darlehenskasse Iber, das Kornhaus in Einbeck und die Anbau- und Absatzgenossenschaft für Obst und Gemüse, Südhannover, e. G. m. b. H., Einbeck, vollzogen.
Im Jahre 1911 wurde das Dorf an die Überlandzentrale in der Stromversorgung angeschlossen, so dass die Elektrizität in den Dienst der Haus- und bäuerlichen Betriebswirtschaft eingestellt ist. Die Wasserleitung wurde 1912 gebaut. 4 Dreschmaschinen, 10 Trecker und 1 Melkmaschine erleichtern die Arbeit des Bauern. Den Anschluss im Nahverkehr vermittelt in neuester Zeit die Autobusverbindung Einbeck - Moringen.
Iber - einschließlich Dörrigsen und Strodthagen - hatte in dem 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918 21 Kriegsopfer, im 2. Weltkriege von 1939 bis 1945 hatte Iber 15 Gefallene und 12 Vermißte zu beklagen. Die Flüchtlingsgemeinde hatte betrauert 21 Gefallene und 6 Vermisste.
Das Dorf Iber ist außergewöhnlich musikalisch und sangesfreudig. Der Gesangverein, gegründet 1889, ist der älteste Verein im Dorf. Es gab einen gemischten Chor, der auf eine sehr beachtlichen Höhe gestanden hat und auch noch heute steht. Viele Männer und Frauen und fast die ganze Jugend des Dorfes gehören dem Gesangverein an. Bis zum Jahre 1945 hatte Iber einen starken Kriegerverein und verfügte über einen eigenen Schießstand.
In politischer Hinsicht hat Iber nicht viel von sich reden gemacht. Es ist geradezu charakteristisch für den Ort, dass ein jeder der Bewohner eine politische Betätigung als Mitglied einer Partei ablehnt, daher wurde die Gemeindevertretung nur nach ständischen und nicht nach politischen Rücksichten gebildet.
Georg Ernst