Drüber
Portrait
Buensen, Drüber und Stöckheim
Wenn der folgende heimatkundliche Bericht die Dörfer Stöckheim, Drüber und Buensen umschließt, so hat die Zusammenfassung ihre Begründung darin, dass diese drei Nachbargemeinden in ihrer Geschichte viel Gleiches aufzuweisen haben. Noch heute sind die Gemeinsamkeit von Kirche und Schule sowie die wirtschaftlichen Verknüpfungen die Fäden, welche verbindend zwischen den Orten laufen. Eingebettet ist das breite Leinetal liegen die drei Dörfer in der Südostecke des Kreises.
Etwa 1 km nördlich von Stöckheim liegt das Dorf Drüber. Seine Feldmark umfaßt 356 ha. Es liegt zusammengedrängt auf einer Landzunge, die mit steiler Böschung in das Leinetal vorspringt. Umflossen wird es von dem schon erwähnten Salzgraben, über den und dessen Erbauer, den Amtmann Friedrich von Moltke, manche Sagen in der Gegend im Umlauf sind.
Westlich von Drüber, in einer Entfernung von 2,5 km., finden wir das Dorf Buensen. Seine Feldmarkgröße beträgt 200 ha. Abseits von den Verkehrsstraßen liegt Buensen etwas versteckt und verträumt am Fuße des Hundeberges, der sich bis zu einer Höhe von 170 m erhebt und dessen Westseite ein kleines Nadelwäldchen trägt. Von diesem Berge hat man einen weiten Ausblick auf das Leinetal und bis ins Ilmetal hinein.
Unsere drei Ortschaften sind reine Bauerndörfer. Wenn der Hauptteil der Einwohner in der Landwirtschaft seinen Erwerb findet, so arbeitet der Rest in Betrieben der Nachbarorte. Von jeher fand auch mancher Buenser Arbeiter auf der Domäne Wetze Lohn und Brot. Ackerbau und Viehzucht der drei Dörfer bringen gute Erträge, was auf den Schwemmlandboden des Leinetales und dem Lehm- und Lößboden westlich des Salzgrabens zurückzuführen ist.
Die folgenden Zeilen sollen einen Überblick über die großen und kleinen Ereignisse der Vergangenheit geben, welche das Leben unserer drei Dörfer beeinflussten.
Über die Gründungszeit unserer drei Dörfer ist Genaueres nicht bekannt. Stöckheim wird urkundlich zum ersten Male zwischen den Jahren 826 - 852 genannt. Drüber wird etwas jünger als Stöckheim sein. Buensens Gründung dürfte einige Jahrhunderte später erfolgt sein.
In Drüber und Stöckheim hat es früher adelige Geschlechter gegeben. So steht in einer Urkunde aus dem Jahre 1238 unter anderen Zeugen aus dem Grubenhagischen ein Ludolf von Doubere, der sich wohl nach dem Dorfe Drüber nannte. Unklar ist auch das Geheimnis der 3 Steine, die am Nordausgang Stöckheims an der Straße nach Drüber stehen; es ist bisher noch nicht geklärt. Es handelt sich um mittelalterliche Kreuzsteine, wie sie mehrfach in Niedersachsen anzutreffen sind. Auf den Stöckheimer Steinen sind in Umrißlinien Kreuze, Spaten, Messer und Pflugeisen tief eingezeichnet. Den Kreuzen nach zu urteilen, stammen die Steine aus der Zeit der Gotik und sind mindestens 500 Jahre alt.
Die mittelalterlichen Fehden in unserem Heimatgebiet, in welche die Herzöge von Grubenhagen, zu deren Fürstentum Stöckheim, Drüber und Buensen gehörten, oftmals verwickelt waren, haben auch unsere drei Dörfer hart mitgenommen. So wurden im Jahre 1448 unsere Ortschaften von einer Fehde heimgesucht und übel verheert. Aus dem Jahre 1466 wird berichtet, dass Stöckheim abermals aus Anlass einer Fehde in Flammen aufging. Auch 1490 wurde insbesondere Stöckheim gebrandschatzt und geplündert. Die Nähe der alten Nord-Süd -Heer- und Handelsstraße, welche die Fluren von Wetze und Buensen berührte, hatte zur Folge, dass gerade diese Gegend in Kriegszeiten von Truppen durchzogen wurde.
Im dreißigjährigen Kriege haben Stöckheim, Drüber und Buensen ebenfalls viel Schlimmes erleiden müssen. Fremdes und befreundetes Kriegsvolk erschien wiederholt, legte die Höfe in Asche, mordete und plünderte. Nur allmählich und dürftig vollzog sich der Wiederaufbau unserer Gemeinden. Auch der Siebenjährige Krieg brachte mancherlei Leiden. Besonders belastet waren die Bauern durch das Bereitstellen von Gespannen, von denen manches nicht wieder heimkehrte. Zur Zeit Napoleons waren es wiederum französische Truppen, die unsere Dörfer durch Einquartierungen, Plünderungen und Einziehung von Kriegsgeldern aussogen.
An Epidemien, die unsere drei Gemeinden heimsuchten, sind die folgenden bekannt:
Die Pest erforderte in den Jahren 1551 und 1556, sowie im Dreißigjährigen Kriege manches Opfer an Menschenleben. Die Cholera, welche 1850 besonders in Drüber wütete, ließ ganze Familien aussterben. Insgesamt starben in diesem Jahre im Kirchspiel Stöckheim 286 Menschen. An der Diphterie starben im Jahre 1890 im Kirchspiel Stöckheim 130 Kinder.
In der Zeit um die letzte Jahrhundertwende schritt man auch in unseren Gemeinden zur Gründung von Vereinen und Genossenschaften. So schlossen sich 1885 die Bauern aus Drüber, Stöckheim, Buensen, Sülbeck, Immensen und Wickershausen zur "Molkereigenossenschaft Drüber" zusammen und erbauten 1886 eine Molkerei in Drüber.
Das heiße und trockene Jahr 1911 hatte unseren Gemeinden gezeigt, dass die Wasserversorgung durch Brunnen unzureichend war. Deshalb wurde im Jahr 1912 eine Wasserleitung gebaut, welche Stöckheim und Drüber mit gutem Trinkwasser versorgt.
Wie eingangs bereits erwähnt wurde, verbindet unsere drei Dörfer die Gemeinsamkeit von Schule und Kirche. Es sei deshalb auch beider Geschichte kurz umrissen. Nach der Reformation, die im Stöckheimer Kirchspiel zwischen 1530 und 1540 durchgeführt wurde, war es zunächst die Kirche, die das erwachende Verlangen nach einer Schulbildung zu befriedigen suchte. So erteilten auch in Stöckheim die Küster oder Opferleute im "Opperhaus", welches bei der Kirche gelegen haben wird, den ersten Unterricht.
Die Kinder lernten Lesen, Schreiben und vor allem Katechismus und Kirchengesang. Im Jahre 1589 beantragte der damalige Pastor Petrus Hoffmann bei seinen Landesherren die Errichtung einer selbständigen Schule, mit deren Bau auch bald begonnen wurde. Das Schulhaus stand in einer Ecke des Friedhofes bei der Kirche. Im Unterricht nahmen Knaben und Mädchen aus den Ämtern Rotenkirchen und Salzderhelden teil; armer Leute Kinder brauchten kein Schulgeld zu entrichten. Wann aus dieser Privatschule eine öffentliche Volksschule geworden ist, ist nicht bekannt.
Die erste Kirche in Stöckheim war eine der 12 Martinskirchen, die zu den ältesten Gotteshäusern unserer südniedersächsischen Heimat gehören. Sie ist wahrscheinlich bereits im 8. Jahrhundert errichtet worden. Dieses erste Gotteshaus in Stöckheim wird eine schlichte Holzkirche oder ein einfacher Steinbau gewesen sein. Die späterhin gebaute Kirche wird sich wahrscheinlich auf der Stelle befunden haben, wo das jetzige Gotteshaus steht. Bei der Verheerung Stöckheims im Jahre 1626 steckten die durchziehenden Soldaten auch die Kirche in Brand und raubten die Glocke und das eherne Taufbecken, das aus dem Jahre 1477 stammte. Es ist bewundernswert, dass man sich in jener schweren Zeit des Dreißigjährigen Krieges bald wieder an die Wiederherstellung des Kirchengebäudes wagte.
Hermann Hille